Dienstag, 21. Dezember 2010

Papiergeld ist nichts wert

Ich erinnere mich lebhaft an einen Film im Kinderprogramm der 1990er Jahre. Darin ging es um den Zusammenschluss von Berliner Kindern zu einer klandestinen Untergrundorganisation oder so einer paramilitärischen Detektivorganisation, wie sie Erich Kästner beschrieben hat. Was mir jedoch am meisten Eindruck gemacht hat, war, dass der Junge, der die Hauptrolle spielte, immer mit einem Wäschezuber voller Geld Brot kaufen gehen musste. Und Kuchen gabs keinen, der hätte nämlich einen Lastwagen voller Geld gekostet. Und einen Lastwagen hatten sie nicht. - So war die Wirtschaftskrise von 1929, alles Geld plötzlich nur Papier. Davor haben heute viele Leute wieder Angst. Vor allem auch reiche Leute. Ist doch klar: Wer viel Geld hat, der verliert in der Krise, wo der Wert vom Papier rutscht, auch am meisten. Was tut man, wenn man Angst hat, und dringend was gegen die Angst braucht? Klar, man rennt zum Automaten und kauft sich da z.B. einen Schwangerschaftstest. Gut, gibt es jetzt auch Automaten, für Menschen mit Angst vor Geldwertzerfall. Denn es gibt etwas, das seinen Wert nie verliert: Gold. Und deswegen gibts jetzt Goldautomaten. Vielleicht schon bald um die Ecke an Ihrem Gold-to-Go-Automaten.

http://www.gold-to-go.com//

Freitag, 10. Dezember 2010

Muzak – Der Sound des Fordismus


1929 begann Henry Ford mit der Produktion seines T-Modells, dem ersten massenhaft hergestellten Auto. In der neuen Fliessbandproduktion beschränkte sich die Arbeit der Autobauer auf einen einzelnen Arbeitsschritt. So sahen die Arbeiter am Fliessband zwar vor lauter Einzelteilchen das Auto nicht mehr, dafür ermöglichte es die Massenproduktion, Autos so billig zu verkaufen, dass es sogar für die Arbeiter möglich war, vom Besitz eines solchen Wagens zumindest zu träumen. Dieser Kompensationskreislauf wurde später, von Marxisten „Fordismus“ genannt. Andere sahen das etwas anders und nannten diese Form der Bedarfsregulierung "Wohlstand für alle". Wie auch immer: Verrichter regulierter Arbeitsabläufe konnten sich zu abertausenden hergestellte, gleichförmige Produkte leisten, die so genannte Konsumgesellschaft nahm ihren Anfang.
Während Huxley gerade "Brave New World" fertig schrieb, gründete ein Mann namens D. George Owen 1934 Squier die die Muzak Holdings LLC 1934. Der Nachrichtenkorpsgeneral Squier bot als erster „Wired Radio“ für Kaufhäuser und andere Orte des Verkaufs an. Man versprach, ab den 1950er Jahren auch wissenschaftlich untermauert, eine Beförderung des Kaufwillens der Bevölkerung durch Musik. Bald schon produzierte Muzak eigene Musik zur Konsumförderung, ganze Big Bands spielten den gedämpften, zurückhaltend anteibenden Sound des Fordismus für die Firma. Ab den 1950er Jahren wurde Muzak zunehmend auch als harmonisierende Hintergrundskulisse in Grossraumbüros gebraucht. Präsident Eisenhower soll ein bekennender Fan von Muzak gewesen sein: Ab 1953 war Muzak auch im Weissen Haus angelangt. Ab dem 1970er geriet das Muzak-Konzept in die Krise: Die Ära des Massenkonsum war vorüber. So wie die Leute nach distinkten Waren für ihre distinkten Leben verlangten, so hatte sich auch die Warenhausmusik subkulturell zu diversifizieren. Dennoch hat es Muzak Holdings LLC bis zum 75 Jahr Jubiläum geschafft. Und eine Werbehomepage kreiert, die ich sehr empfehlen möchte:

http://75.muzak.com/