Sonntag, 18. September 2011

Neoliberale Fellpflege


Der aufstrebende Jungfreisinnige Dominik Tiedt meinte letzthin in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger, persönlich setze er sich mit Spenden für gemeinnützige Organisationen ein:

„‚Die Allgemeinheit liegt mir durchaus am Herzen.’ Er habe daheim auch eine Katze, fügt er an."

Die Parallelmontage hungernder Kinder, die für Spenden und geschmeidigen Haustigern, die für Katzenfutter werben ist uns aus dem Nachmittagsfernsehprogramm bekannt, in ihr wird die Selbstverständlichkeit der ungleichen globalen Verteilung am schmerzhaftesten vorgeführt. Haustiere sind Luxusgüter, sie nützen nichts, wir hegen und pflegen sie nur, weil wir sie lieben, aus dieser Liebe allein ziehen sie ihr Existenzrecht. Wenn ein Jungfreisinniger nun also seine Katze und die von Spenden abhängige Hilfsorganisationen in einem Atemzug nennt, so ist das ein Freudscher Versprecher im besten Sinne. In ihm kommt eine kognitive Karte zum Vorschein: Umverteilung ist hier stets eine Sache des persönlichen Gefallens; Unterstützung der Allgemeinheit immer nur freiwillige Almosenspende, charity, liebevolle Zuwendung zu den Armen und Bedürftigen. Willkommen in der Welt von Sheba.

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